Blossom-ic-intelligent controls AG
Monitoring in der Energieberatung
Motivation
Weil Energieeffizienzmaßnahmen bisher kaum durch Messwerte überprüft werden, können Behauptungen wie die des LEG-Chefs Lars von Lackum (Berliner Zeitung vom 23.10.2025) – Dämmung sei teuer und nutzlos fürs Klima – auf fruchtbaren Boden fallen. Beim 3. DEN -Forum Berlin am 27.03.2025 vertrat Herr Jens Acker, BMWK in der Podiumsdiskussion zur Frage Monitoring bzw. digitale Steuerung und Kontrolle etwa folgende Position: „Die sachliche Begründung des messwertbasierten Soll-Ist-Vergleichs einer energetischen Sanierung ist richtig. Dem stehen jedoch rechtliche, datenschutzrechtliche, politische und personalkapazitätsbezogene Gründe entgegen. Eine zusätzliche Kontrolle der tatsächlich bei einer Energieberatung erzielten Ergebnisse ist bei der Menge der abzuarbeitenden Anträge nicht machbar. Es bietet sich jedoch an, in Kombination mit einer Energieberatung eine Betriebsoptimierung durchzuführen, bei der das Monitoring - Potential der eingesetzten Systeme genutzt werden kann.“ Daran soll dieser Beitrag anknüpfen und die Möglichkeiten der Blossom-ic Systeme als Fördermitglied des DEN aufzeigen.
Verweis: Berliner Zeitung vom 23.10.2025, Dokumente 3. DEN-Forum Berlin
Fördermitglied Blossom-ic:
Blossom-ic bietet als einziger Hersteller eine Heizungsregelung mit integriertem digitalem hydraulischem Abgleich an und ist bestrebt, den Energieeinspareffekt einer Koordinierung der Energieberatung mit dem Einsatz der digitalen Thermostate nutzbar zu machen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Energieberatung einen optimalen Einsatz blossom-ic Produkte unterstützt und diese Produkte wiederum nicht nur einen kontinuierlich optimierten hydraulischen Abgleich, sondern auch eine zuverlässige Überwachung und Dokumentation des Betriebsverhaltens der Anlage einschließlich ihrer Erneuerung wie z.B. den Austausch eines Gaskessels durch eine Wärmepumpe selbst ermöglichen.
Verweis: Gutachten und Zertifikate der ITG Dresden
Hydraulischer Abgleich:
Ziel des hydraulischen Abgleichs ist die Sicherung der thermischen Behaglichkeit mittels wasserführender Systeme bei minimalem Energieverbrauch. Der hydraulische Abgleich von Warmwasser-Heizanlagen dient dazu sicherzustellen, dass jeder Heizkörper zu jeder Zeit während der Heizperiode bei Anforderung mindestens seinen Auslegungs-Heizmittelstrom bekommt, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen und halten zu können. Stand Technik ist der Einsatz von intelligenten Regelventilen, die in allen Lastsituationen den bedarfsgerechten Wärmeeintrag in den Aufenthaltsbereich bei geringstmöglicher Vorlauftemperatur und geringstmöglichem Stromverbrauch sichern. Dies wird aktuell durch selbstlernende digitale Thermostate im Informationsverbund realisiert. Diese passen die Volumenströme an den Wärmeübergabestellen adaptiv in Abhängigkeit von der nutzer- und außentemperaturabhängigen Wärmeanforderung so an, dass eine optimale Verteilung des Wärmeeintrags in das Gebäude bei minimalem Energieverbrauch kontinuierlich gesichert wird.
Verweis: Normentwurf E DIN 94679-4:2023-09 ⎯ Teil 4: Temperaturbasierte Alternativen zum hydraulischen Abgleich
Dieses Kriterium wird aktuell nur durch das blossom-ic System erfüllt, das zudem noch für die Anlage im Bestand die Monitoring-Daten liefert, um Fehler zu erkennen und die Sicherung der Zielfunktion als Erfolgskontrolle nachzuweisen. Bei ungenügendem hydraulischem Abgleich kann es im Vollastfall dazu kommen, dass Heizkörper, die nahe an der Heizzentrale gelegen sind, überhöhte Heizmittelströme bekommen, sodass von der Heizzentrale entfernt gelegene Heizkörper hinsichtlich des Heizmittelstroms unterversorgt werden. Zum Ausgleich eines mangelhaften hydraulischen Abgleichs werden in der Praxis größere Pumpen eingebaut und/oder die Heizkurve wird angehoben. Beides erhöht den Energieverbrauch der Anlage, um den Bedarf der Nutzer in den Räumen zu decken. Dabei ist der hydraulische Abgleich nur die Voraussetzung, um die geringstmögliche Vorlauftemperatur und den geringstmöglichen Stromverbrauch der Umwälzpumpe einregeln zu können.
Das folgende Bild 1 der Simulation eines Aufheizvorganges stellt die Raumtemperaturen von 5 Räumen beim idealen Heizen, mit und ohne hydraulischen Abgleich gegenüber. Die Räume erreichen nach Nachtabschaltung unterschiedliche Raumtemperaturniveaus beim System ohne hydraulischen Abgleich, besonders deutlich nach der Nachtabschaltung des Kessels in der Aufwärmphase. Je näher ein Raum an der zentralen Heizungspumpe ist, desto schneller kann der Raum die Solltemperatur erreichen. So dauert es beispielsweise rd. fünf Stunden länger, bis der Raum 5 im Vergleich zum Raum 1 eine Temperatur von 20 °C erreicht. Wenn das Heizsystem hydraulisch abgeglichen ist, können die Raumtemperaturen in allen Räumen unabhängig von den Abständen der Heizkörper zur zentralen Heizungspumpe gleichzeitig die Solltemperaturen erreichen.
Der Vergleich der Aufwandszahlen (Verhältnis von realem Tagesheizwärmebedarf und idealem Tagesheizwärmebedarf) belegt, dass der hydraulische Abgleich nur die Voraussetzung für die nachfolgende Betriebsoptimierung bietet, aber selbst noch keine Einsparung erzielt. Konnte dieser Abgleich also nicht nachweisbar realisiert werden, dann können auch die Pumpenkennlinien und Heizkurven nicht abgesenkt werden.
Verweis: HLK Stuttgart GmbH, Systematische Simulationen eines hydraulisch ab-geglichenen vs. nicht abgeglichenen Heizsystems mit fünf Heizkörpern
Thermostate als Datenlieferant der Betriebsoptimierung
Es gibt aktuell keine Regel Technik, kein Verfahren, keine Definition, keine Norm, keine VOB o.ä., die eine verbindliche Festlegung trifft, nach welchen Prüfkriterien eine Anlage ein hydraulisch abgeglichenes Betriebsverhalten nach Installierung aufweist. Es gibt nur Berechnungsverfahren für den Auslegungszustand, wobei als nicht mehr zeitgemäß anzusehen ist, dass der alleinige Bezug auf die Sollvolumenströme im Auslegungsfall erfolgt. Es kommt schließlich darauf an, dass die Wärmeversorgung in allen Lastsituationen bei möglichst niedrigem Temperaturniveau und möglichst niedrigem Volumenstrom nachweisbar gesichert ist. Für das praktikable Erzielen einer energetisch wirksamen Absenkung der Raumtemperaturen sind daher programmierbare bzw. Thermostate im Informationsverbund erforderlich.
Digitale Thermostate stellen kontinuierlich die eingegebene Sollraumtemperatur, die gemessene Istraumtemperatur und die eingestellte Ventilposition als Daten bereit. Die Abfragefrequenz ist dabei als Optimum zwischen dem Energieverbrauch der meist batteriebetriebenen Systeme und den Kapazitäten der Datenübertragung, Datenspeicherung und Datenverarbeitung sowie der geforderten Genauigkeit festzulegen. Mit den Temperaturdaten von digitalen Thermostaten im Informationsverbund wird die Berechnung und Analyse von Heizlasten, der Hydraulik und der Behaglichkeit sowie der Optimierung des Nutzerverhaltens möglich.
Bei der zusätzlichen Erfassung von Temperaturdaten mittels Fühler im Aufstellraum kann die Berechnung und Analyse der Wärmeerzeugung insbesondere bei hybriden Anlagen, der Wärmeverteilung, der Regelstrecken, der einzelnen Verteilkomponenten und die Resultate der Wartungszyklen erfolgen.
Verweis: ratiodomo Ing.- GmbH, Impulsvortrag „Welche Herausforderungen stellt das Monitoring aus Eigentümersicht dar?“ 2. KfW-DEN Forum Berlin 2022
Nach Einbau der blossom-ic Thermostate erfolgt zunächst eine softwarebasierte Erstprüfung über die Aufheizgradienten in einer Initialisierung nach Nachtabschaltung oder Nachtabsenkung. Wird in einzelnen Räumen eine Unterversorgung festgestellt, erfolgt die Kontrolle, ob der Heizkörper durchströmt wird, das Ventil klemmt oder die Voreinstellung fehlerhaft ist. Dann kann die Überprüfung der Dimensionierung der Einzelheizflächen und der Anpassung der Heizkurve durchgeführt werden. Dazu wird bei der Initialisierung des Systems über den Vergleich der Einzelanstiege mit dem Wert des mittleren Anstiegs der Raumisttemperaturen ermittelt, welche einzelne Heizflächen zu klein oder zu groß sind, wie das folgende Bild illustriert. Als „Normanstieg“ werden im Beispiel 2K/h eingestellt.
Danach müssten die Heizflächen x und y durch entsprechend größere ersetzt werden. Aus der Differenz der Anstiege zum mittleren Anstieg wird das Maß der notwendigen Vergrößerung automatisch kalkuliert.
Zur energetischen Optimierung der Raumbeheizung wird nach Austausch der unterdimensionierten Heizflächen die Einstellung der Heizkurve geprüft bzw. adaptiv angepasst und mittels der Anstiege im Initialisierungsmodus geprüft. In den meisten Fällen ist die Heizkurve zu hoch eingestellt, wie das folgende Beispiel zeigt. Auch hier wurde als „Normanstieg“ 2 K/h gesetzt.
Die Anpassung erfolgt entsprechend der berechneten Vorgabe oder iterativ, bis der mittlere Anstieg etwa dem Normanstieg entspricht.
Literatur: blossom-ic, ratiodomo Ing.- GmbH, internes Schulungsmaterial
Fazit:
Für eine Betriebsoptimierung ist die Qualitätskontrolle möglichst immer messwertbasiert und damit objektiv durchführen. Monitoring- Möglichkeiten für Prozesse und Systeme sind bei der Energieberatung zu kennen, zu nutzen und systematisch auszubauen. Monitoring ist daher unverzichtbare Qualitätskontrolle und Teil der Qualitätssicherung. Bei Vorhaben zur Energieeinsparung ist zu prüfen, ob PDCA-Zyklen organisiert sind, funktionieren und das Element „Check“ als messwertbasierte Kontrolle wirksam integriert worden ist. So können Verbesserungs- und Innovationsimpulse der Evaluierung des PDCA-Zyklus genutzt werden, wie das folgende Bild 7 zeigt.
Weitere Verweise:
Donath, M: (2012): Erstellung eines standardisierten Verfahrens zur prozessorientierten Optimierung von Gebäudeheizungsanlagen, Abschlussbericht über ein Entwicklungsprojekt, gefördert unter dem Az 27585 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
https://opac.dbu.de/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-27585.pdf
Donath, M: (2023): Grenzen des Verfahrens B im Vergleich mit digitalen adaptiven Systemen Moderne Gebäudetechnik 9/2023
Kotlyarova, L: (2025) Dämmen bringt fast nichts? Was hinter der Kritik von LEG-Chef steckt, Berliner Zeitung, 23.10.2025
https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/daemmen-bringt-fast-nichts-ein-bauingenieur-widerspricht-leg-chef-li.10002244
Pomreinke, R: (2025): Verfahrensbeschreibung zum digitalen hydraulischen Abgleich von blossom-ic Blossom-ic intelligent controls AG
Pomreinke, R: (2025): Rechnen oder schätzen? Bestimmung der Raum- und Gebäudeheizlasten mit bauphysikalischen Unschärfen verbunden heizungsjournal 1-2 2025
Rehberg, S: (2018): Energieverschwendung stoppen – Heizungsbetrieb optimieren – bis zu 32 % Energieeinsparung– Siegfried Rehberg erklärt 10 Jahre ALFA®- Projekt Wohnungswirtschaft heute 1/2018
Winiewska, B: (2025): Gutachten des ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden Forschung und Anwendung GmbH vom 16.05.2024 zur Eignung für den adaptiven digitalen hydraulischen Abgleich und vom 25.11.2025 zur Erfüllung der Anforderungen der Checkliste unter Berücksichtigung der messtechnischen Untersuchung von HLK Stuttgart GmbH
Blossom-ic intelligent controls AG 11/2025